Katja, die Tochter von Van Holthe zu Echten, verlobte sich mit einem jungen Mann, der nicht besonders reich war. Als Katjas Vater mit seinem Wagen und dem Kutscher hinten drauf über den alten Postweg ritt, mussten ihm alle Fahrzeuge ausweichen, egal wie schwierig das war. Der Herr von Echten, wie er genannt wurde, hatte immer und überall Vorrang. Vor der Hochzeit sagte Katjas Mutter zu ihrer Tochter: „Katja, du musst dafür sorgen, dass du der Boss bleibst. Du hast das Sagen.“ „Ja Mutter, das werde ich gewiss tun.“, antwortete Katja.
Nach dem Tag der Hochzeit begriff Katjas Mann recht schnell was los war und fragte sie dann: „Reitest du mit mir aus, Frau? Ich will zu den Ruinen über den Sandweg.“
„Mit zwei Pferden vor der Kutsche und die beiden Hunde kommen auch mit? Ja, dann möchte ich auf jeden Fall mit. Aber was willst du mit dem Gewehr? Mit dem doppelten Jagdgewehr?“
„Das nehme ich mit.“
„Ist es geladen? Da habe ich Angst vor. Lass das Ding zu Hause.“
Das tat ihr Mann nicht und erst war sie noch sehr aufgebracht und tat dies auch kund, aber nicht lange, denn sie waren ja gerade mal einen Tag verheiratet, dachte sie.
Als sie ungefähr einen Kilometer vom Haus entfernt waren, griff ihr Mann plötzlich nach dem Gewehr und schoss einen der beiden Hunde tot. Die junge Frau erschrak zutiefst und rief: „Warum tust du das?“
„Och, er tat nicht wie ich es wollte.“ Einen Augenblick später schoss er auch den anderen Hund tot. Dann fing Katja doch an ihn anzufahren und sagte: „Ich begreife nicht, was mit dir vorgeht!“
„Ich schon“, sagt ihr Mann. „Ich steige aus und werde das Gewehr erneut laden.“
Sie gingen weiter. Dann schoss er erst das eine Pferd tot und danach das andere. „Was geschieht hier bloß!“, rief Katja aus.
„Ich weiß es nicht.“
Er lud das Gewehr erneut. „Probier mal, ob du die Kutsche ziehen kannst, na los, schnell, sonst…“
Katja fing an zu schimpfen und setzte sich zur Wehr, aber er legte das Gewehr an und sagte: „Ziehen! Und wenn du nicht tust, was ich dir sage, schieße ich dich tot, genau wie die Pferde!“
„Ja, genau, die Pferde! Wer bezahlt die?“, rief Katja.
„Bezahlen? Wir sind reich genug!“, sagte ihr Mann.
„Du bist reich genug? Ich bin reich, aber du…“
„Ziehen! Zum Teufel, na los!“, polterte er.
Sie packte die Zügel fest und zog. Er lief hinter ihr her mit dem Gewehr in den Händen. Als er sah, dass sie todmüde war, sagte er: „Halt! Hör wieder auf. Ich lasse den Knecht alles wieder nach Hause bringen.“
Auf einmal schoss er sein Gewehr leer und sagte: „Schau, nun kann ich niemandem mehr was Böses tun.“
Und sie gingen zu Fuß wieder nach Hause.
Katja erzählte alles ihrer Mutter: „Ich musste die Kutsche ziehen. Er hat die Hunde erschossen und die Pferde auch! Oh, Mutter, was habe ich nur für einen bösen Mann!“
Es hatte ihn leider zwei Hunde und zwei Pferde gekostet, aber so blieb der Mann von Katja von Echten der, der das Sagen hatte! Später sollen sie doch eine gute Ehe geführt haben, heißt es.
Autor: Jan Poortman
Übersetzung: Aylin B.