Ist es möglich froh zu sein und gleichzeitig Kummer zu haben? Ich bin heute sehr froh. Ich habe nämlich einen Hund bekommen. Samstag war Welttiertag. Das Tierheim war offen und man durfte sich umschauen. „Wir werden dorthin gehen, aber wir werden nichts mit nach Hause nehmen“, hatte Mutter am Morgen gesagt. Natascha ist auch mitgekommen. „Warum geht man denn nur hin, um sich umzuschauen? Wenn man keinen Hund mitnehmen darf, muss man auch nicht dorthin gehen, um sich umzusehen. Eigentlich hatte Natascha Recht. Das Tierheim war sehr gut besucht. Viele Leute waren dort am Tag der offenen Tür. „Ich kann nicht begreifen, wie man so schöne Hunde einfach so aussetzen kann“, sagte Mutter. Im Tierheim saßen die Hunde zusammen oder auch manchmal allein in einem Käfig. Meistens wedelten sie mit den Schwänzen, wenn man sich den Gitterstäben näherte. Und in ihren Augen konnte man lesen: „Willst du mein Herrchen sein? Nimm mich doch mit!“ Dort gab es kleine Hunde, schöne Hunde, hässliche Hunde, Rassenhunde und noch viel mehr.
Ein Herr sagte, dass alle Hunde dort noch immer ein Zuhause suchten. „Jede Woche kommen mehr als zehn Hunde neu dazu, sodass wir schon überrannt werden. Aber du musst wissen, woran du bist. Der Hund wurde bereits einmal enttäuscht und wir möchten nicht, dass sie wieder im Tierheim landen. Deshalb darfst du die Hunde heute nur anschauen. Du darfst heute keinen Hund mit nach Hause nehmen. Und falls du dir sicher bist, dass du den Hund haben willst, dann kannst du ihn Montag abholen.“
Natascha ging mit einem kleinen Spitz Gassi. „Dann kommt er hier wenigstens ein bisschen raus. Aber mitnehmen kann ich ihn nicht. Wir haben drei Katzen zu Hause und da können wir nicht auch noch einen Hund haben. Mutter hielt die Leine eines großen schwarzen Labradors oder so. Sie musste ihn gut festhalten, weil er stark zog. Und ich konnte mich nicht entscheiden. Soll ich mit diesem Schäferhund Gassi gehen? Oder ist dieser Boxer schöner? Sie schauten mich beide mit großen Hundeaugen an, die darum bettelten, sie mitzunehmen.
Dann sah ich einen kleinen Pudel. Er zeigte sich von seiner besten Seite und lief wie ein Zirkushund auf seinen Hinterbeinen. Ich war sofort überzeugt. Ich ging mit diesem kleinen Hund spazieren.
„Willem, bitte halte diesen Hund eben für mich“. Er riss mir fast meine Arme vom Leib. „Was für ein starkes Tier.“ Mutter war völlig aus der Puste. Ich nahm die Hundeleine mit beiden Händen und hielt sie gut fest. Was für ein kräftiger Hund! Er zog mich einfach mit sich. Aber was für ein süßes Gesicht er hat. Und der kleine Pudel trippelte munter neben meiner Mutter her.
Und jetzt ist Montagabend. Ich bin gerade ins Bett gegangen. Davor habe ich aber noch einen Spaziergang mit Max gemacht. Ja, denn wir haben heute Max abgeholt. Diese große schwarze Labradorhündin. Ich taufte sie Manuschka und sie hat mir direkt übers Gesicht geleckt. „Wenn du einen Hund bekommst, dann will ich auch einen. Wir holen beide ab ... “, hat Mutter gesagt. Nun haben wir zwei Hunde zu Hause. Ich bin sehr glücklich, aber auch ein bisschen traurig. Denn im Tierheim warten noch hundert andere liebe Hunde auf einen Besitzer.