Mit einer Decke um ihre Schultern sitzen Sanne und Dennis auf der Rückbank des Autos. Es ist mitten in der Nacht, aber sie können vor Aufregung nicht schlafen. Sie sind auf dem Weg zum Flughafen. In ein paar Stunden sitzen sie im Flugzeug. Eine ganze Weile später werden sie dann in Israel landen. Dennis lässt ein kleines Spielzeugauto über die Decke fahren.
Auf den Vordersitzen sind Mama und Papa und sie sprechen leise miteinander. Als Mama die Innenlampe anmacht um etwas in ihrer Tasche zu suchen, traut Sanne ihren Augen nicht. „Du hast das von Papa mitgenommen!“, flüstert sie Dennis zu. „Pscht!“ Dennis hält Sanne seine Hand vor den Mund. Mit der anderen stopft er schnell das Spielzeugauto in seine Tasche.
Er hatte natürlich ausgerechnet das schönste Auto aus Papas Sammlung gemopst. Der Bogattie, nach dem der Vater jahrelang gesucht hatte. Mama schaltet das Innenlicht wieder aus. Sanne ist böse auf Dennis. Sie kann es nicht leiden, wenn ihr Bruder solche Dinge macht. Nicht das sie selbst immer artig wäre. So ist das natürlich nicht gemeint. Aber heimlich teure Sachen von jemand anderem mitnehmen, die der Person auch noch wichtig sind, das geht ihr zu weit.
Sanne möchte dies ihrem Bruder gern mitteilen, aber das geht natürlich nicht ohne das Mama und Papa es mitbekommen. Sie will ihn auch nicht verraten. Sie möchte keine Petze sein. Die dunkle Autobahn, die vor ihnen liegt und das monotone Gebrumm des Motors machen Sanne ganz müde. Ihre Augen fallen langsam zu. Plötzlich schrickt Sanne aus dem Schlaf, als das Auto zum Stillstand kommt. Papa lädt gerade den Kofferraum aus. Sie stupst Dennis an, der noch schläft. Sanne schält sich aus der Decke. Mama legt die Decke zusammen und legt sie in den Kofferraum.
Sanne springt aus dem Auto und bekommt ihren Koffer. Es ist Nacht, aber es ist so viel los, dass es auch mitten am Tag sein könnte. Autos, die gerade ankommen, Autos die wegfahren. LKWs, die auf und zu gehen. Eltern, die in Autos steigen. Eltern, die aus Autos steigen und in Richtung von dem großen Gebäude laufen. Sanne betritt nun auch das große Gebäude.
Papa liest die Gepäckanhänger an allen Koffern, die er zu Hause befestigt hat. Dann geben sie ihre Koffer ab. Das könnte Sanne gerade nicht weniger ausmachen. Auch wenn sie ihren neuen Badeanzug im Koffer hat und ihre neue Jeans und das Kleid, das Mama im letzten Moment noch in den Koffer gestopft hat. Sie möchte fliegen und schauen wie das Flugzeug von innen aussieht. „Wann geht es los, Papa?“, fragt sie. „Das dauert noch ein wenig, das dauert noch eine Weile“, sagt Papa.
Auch im großen Gebäude könnte es mitten am Tag sein. So viel ist los. Eine geheimnisvolle Stimme dringt in alle Ecken der Hallen: „Herr Kats aus Sliedrecht wird gebeten sich für ein Telefonat zu melden. Telefon für Herrn Kats aus Sliedrecht“
Papa winkt. Er sucht einen Platz in einem Gedränge wo Tische, Stühle und ein Fernseher stehen. Alle Eltern, die dort sitzen schauen auf den Bildschirm. Dort kann man lesen welche Flugzeuge wegfliegen und welche Flugzeuge ankommen. Mama geht Kaffee und Cola holen.
Nach drei Flaschen Cola sagte Papa: „Es ist so weit.“ Mit einer großen Menge anderer Menschen laufen sie in dieselbe Richtung. Auf einmal steht sie vor einem Mann in Uniform, der eine Art Lasso schnell um sie herum bewegt. „Papa, warum macht der Mann das? Ich hab Angst.“, zischt Sanne. Papa steht neben ihr und auch ihm wird, von einem anderen Mann in Uniform, inzwischen ein Lasso um seinen Körper herum bewegt . Er flüstert: „Ruhig jetzt Kleines, das ist eine normale Kontrolle. Sie schauen, dass wir keine Waffen bei uns haben und so. Bleib ruhig. Es ist gleich wieder vorbei.“
„Du kannst jetzt weiter.“, sagt der Kontrolleur. Er sieht irgendwie gar nicht aus wie die Cowboys aus den Westernfilmen. Das Lasso sieht auch ganz anders aus. Aber Sanne nennt die Dinger in Gedanken so. Hinter sich hört sie ein „rrrt, rrrt, rrrt“ Sie schaut sich um und sieht das das Lasso bei Dennis so ein Geräusch macht.
Mama schaut den Kontrolleur an, als wollte sie ihm was erzählen. Sie sagt: „Sie denken doch nicht wirklich, dass so ein kleiner Junge eine Waffe bei sich trägt. Hier ist was sichtlich etwas nicht ganz richtig gelaufen.“ „Bleiben Sie bitte ruhig, meine Frau“, sagt der Kontrolleur. „Wir werden es schon finden. Hast du vielleicht ein Spielzeug aus Metall bei dir, junger Mann? Oder ein Taschenmesser?“
„Ich, ich, ich denke..“, sagt Dennis. „Was hast du denn bei dir?“, fragt Papa. Langsam, ganz langsam holt Dennis seine Hand aus der Tasche. Noch langsamer öffnet er seine bis dahin geschlossene Faust. Dennis schaut zu Boden. „Nicht gut“, denkt Sanne und sie wartet. Aber Papa sagt nichts, er schaut nur ein wenig düster drein. „Du kannst jetzt weiter laufen“, sagt der Cowboy.
Autor: Miny Hofsteenge
Übersetzer: Aylin B.