Was habe ich bloß für ein Pech heute! Dabei dachte ich, dass es so ein schöner Tag werden würde! Alles deutete darauf hin. Die Sonne schien, ich hatte das Fahrrad geputzt und die Reifen aufgepumpt und auch die Schaltkabel und die Bremsklötze überprüft. Eigentlich konnte nichts mehr schief laufen. Ich musste eigentlich nur noch eine gute Leistung erbringen. Heute war der Tag des „Dicke-Reifen-Rennens“. Einmal im Jahr findet dieser Wettstreit statt. Ich habe zwar ein altes Rad, aber mein Gefühl sagte mir, dass ich das Rennen gewinnen könnte!
„Hier Willem, vier Euro für dich lege ich dir schon mal hin. Das ist für die Teilnahme. Und wenn du unter die drei ersten Plätze kommst dann verdopple ich dir das!“ Das sagte mein Vater. Er dachte, dass ich so mehr leiste. Opa wollte auch mitmachen. „Hier, von mir dasselbe. Und denk dran, wenn du sie alle überholst, verdopple ich den Betrag. Als Oma Cora kam, nestelte sie in ihrer Handtasche. Sie hatte kein Portmonee dabei. Aber sie fand ein zerknittertes Papier. „Hier Großer, wenn du nun gewinnst oder verliest, das ist egal. Das ist für dich!“ Ich steckte mir das Papier in die Hosentasche.
Um vier Uhr ertönte der Startschuss. Es war viel los, ungefähr fünfzig Teilnehmer gab es. Und wir versuchten alle eine Position ganz vorne zu erreichen. Ich schaffte es direkt unter die ersten zehn zu kommen. Meine Gangschaltung funktionierte einwandfrei. Auf der Keilenstraße hinter der Kirche musste ich aufpassen. Da fällst du so vom Rad, wenn du nicht aufpasst. Aber ich blieb unter den ersten zehn. Auf der langen Straße vom Ortsamt zur Bank schaffte ich es noch weiter nach vorne. Jetzt war ich unter den ersten fünf. Und ich fühlte mich noch gar nicht erschöpft. Nach acht Runden war ich auf dem zweiten Platz, kurz hinter Jürgen Bäcker. An der Straßenseite sah ich meinte Mutter rufen und brüllen! Wi-Wa-Willem-der kann nur gewinnen“
Und dann, ich war gerade wieder auf der Keilenstraße, passierte es. Ich fuhr über einen dicken Stein. Mich durchfuhr ein Schreck. Auf einmal bekam ich das Lenkrad nicht mehr zu fassen. Das Vorderrad drehte sich ruckartig. Das wäre nicht so wild gewesen, wenn dort nicht ein Straßenschild gestanden hätte. Ich knallte dagegen und landete auf dem Seitenstreifen. Ich stand trotz allem flink wieder auf und wollte sofort wieder los…aber mein Vorderrad war verbogen. Das Rennen war für mich gelaufen. Ich konnte mein Fahrrad genauso gut in den Müll werfen. Sowas passierte nun mal mit den doofen alten Fahrrädern.
Am Abend schauten wir gemeinsam fern. Auf dem Tisch lagen zehn Euro. Es hätten zwanzig sein können. Und nicht zu vergessen den Pokal für den Gewinner. Im Fernsehen waren gerade die Lottozahlen an der Reihe. „Hast du keinen Preis ??“, fragte Oma Cora. „Hör doch auf Oma, ich bin mit dem Fahrrad hingeflogen, das weißt du doch“, antwortete ich. „Das meine ich nicht, schau mal auf den Zettel, den ich dir heute Mittag gegeben habe.“
„Eine Summe von tausend Euro haben wir hier für alle Losnummern die auf 546 enden“, sagte der Moderator im Fernsehen. Ich faltete den Zettel auseinander. Oma Cora hatte mir einen Lottoschein von der Stadtlotterie gegeben. Die letzten Zahlen, eine fünf, eine vier und eine sechs lachten mich an. Tausend Euro! Das ist mal ein Preis. Davon kann ich mir ein super tolles neues Fahrrad kaufen. Das war ja Glück im Unglück!
Opa
„Ein neues Fahrrad, da gehört eine Lärmmachdose dazu“, sagt Opa aufgeregt. „Aber du weißt natürlich nicht, wie man so etwas herstellt! Die Jugend heutzutage kann nicht mal mehr die einfachsten Dinge herstellen. Sie müssen alles im Laden kaufen. Achtung! Hier kommt die Erklärung!
Man braucht eine Schuhcremedose aus Zinn. Darunter wird eine Wäscheklammer gelegt. Diese wird mit einem Gummiband befestigt, zum Beispiel eines von einer Verpackung. Die Wäscheklammer muss sich auf jeden Fall weiterhin noch öffnen und schließen lassen. Dann wird noch eine Wäscheklammer benötigt, aber nur die Hälfte von einer und diese wird unter das Gummi oben auf der Dose geklemmt. Dann wird die Konstruktion am Schutzblech befestigt mit einer ganzen Wäscheklammer. Die halbe Wäscheklammer wird zwischen die Speichen vom Rad gespannt. Und wenn du dann fährst…dann machst du ganz schön viel Lärm, darum nenne ich es auch eine Lärmmachdose. Warte, ich mache dir davon eine Zeichnung. Und wenn deine Speichen krumm sind, ja, dann geh mal zur Radreparatur.