Rico ist ein lebendiger Junge. Er ist in der vierten Klasse. Frech ist er nicht wirklich. Aber die Lehrerin wird manchmal nicht ganz schlau aus ihm.
„Er kann einen mit seinen dunklen Hundeaugen so gütig anschauen“, sagt sie.
Aber das er echt schlau ist, kann man nicht von ihm sagen. Dumm kann man ihn aber auch nicht nennen. Rechnen findet er sehr schwierig. Vor allem in den letzten Tagen fiel es ihm sehr schwer.
Wenn die Lehrerin rumgeht, um den Kindern zu erklären, wo sie multiplizieren müssen, dann werden seine Augen so groß wie Teller und die Lehrerin weiß dann Bescheid. Umso größer seine Augen werden, desto weniger versteht Rico.
An einem Tag nimmt die Lehrerin ihn zu sich ans Pult und probiert ihm folgende Aufgabe zu erklären:
„Wenn deine Mutter“, sagt sie „fünf Eier kauft und ein Ei kostet 10 Cent, dann sagt deine Mutter nicht das 10+10+10 +10+10 fünfzig Cent sind. Aber deine Mutter sagt: Das sind 5 x 10 = 50 Cent. Ist das für dich einfacher zu verstehen?“
Rico nickt, aber sagt weder Ja noch Nein. Die Lehrerin merkt, dass sie noch nicht ganz zu ihm durchgedrungen ist. Aber sie erlaubt ihm, sich wieder zu setzen.
Eine ganze Weile später sitzt der Junge noch immer in Gedanken an seinem Platz. Plötzlich hebt er seine Hand und meldet sich und als die Lehrerin ihn anschaut, schallt seine Stimme laut und deutlich durchs Klassenzimmer: „Aber Frau Lehrerin, meine Mutter kauft nie Eier, wir haben doch zwölf Hühner!“